
Da müssen wir wohl noch mal hin. Im direkten Vergleich der beiden Armee-Golfplätze Munster-
Kohlen-
bissen (wir
berichteten) und dem
British Army Golf Club in Lohheide bei Hohne bei Belsen bei Bergen bei Celle bei Hannover steht es 1:1. Eine Entscheidung, wo man nun besser Panzergolf spielen kann, steht noch aus.
Der Club: Auch bei den Briten geht es legér zu. Das Greenfee ist auch hier hinter irgend eine Tonne zu legen, falls niemand da ist und der Begriff "Etikette" kommt nur ins Spiel, wenn es wirklich wichtig ist. Also zügig spielen, nicht rumbrüllen. Ob man einen Kragen am Hemd hat, interessiert hingegen niemanden. Sehr schön.
Der Club liegt versteckt in einer militärischen Sperrzone. Nur wer keinen Respekt vor "Durchfahrt verboten!-Schildern" und Kettenfahrzeugen hat, kommt überhaupt auf den Platz. Der besteht aus einer Neunloch-Anlage mit 18 verschiedenen Abschlägen (also wie in Munster). Doch leider sind in Sachen Abschlag jetzt schon die Winterregel in Kraft. Es ist auf also beiden Runden vom selben Abschlag zu spielen, was den Score ein wenig verfälscht.
Der Platz: Prima! Auch hier verzichtet man weit gehend auf teure Wasserhindernisse und setzt auf Grünbunker und - grauenvoll - auf die gute, alte Erika. Dieses böse Heidegewächs lässt zu kurz geraten Bälle vom Abschlag für immer verschwinden. Wer aber ins Spiel kommt, hat gute Chancen, seine verzogenen Bälle zu finden. Das Rough unter den Bäumen ist dann wieder ganz angenehm.
Insgesamt macht die Anlage einen klein wenig ungepflegteren Eindruck als die der Konkurrenz in Munster, dafür ist der Platz aber etwas abwechslungsreicher. Weite Fairways wechseln sich mit gruselig engen Bahn durch die Bäume ab und gelegentlich gehts auch mal rauf und runter. Unter dem Strich bleibt: Ein Platz, der sein Geld (15 Euro Greenfee wochentags, 25 Euro am Wochenende) durchaus wert ist. Für Spieler, die üblicherweise mit Beckenbauer in A-Rosa oder St. Leon Rot ihre Runden drehen, ist Lohheide (wie auch Munster) hingegen keine Reise wert. Allein schon, weil es hier keine Marshals gibt, die alle zusammenscheißen, die nicht schon mal im Fernsehen aufgetreten sind oder weniger als drei Autos haben. Hier gibt GAR keine Marshals (oder E-Carts). Der britische Offizier (und auch die spielenden Mannschaftsdienstgrade inklusive ihrer Kinder) weiß einfach, wie man sich auf einem Golfplatz verhält. Schläger werden immer weg von den Zuschauern geworfen.
Das Ambiente: Durch und durch british! "Sorry, we do not speak german" heißt es im Proshop, einer kleiner Baracke gegenüber dem Clubhaus, einer etwas größeren Baracke. Dort heißen die Pommes Chips und überall hängen Bilder von Uniformträger mit britischen Namen (der Clubgründer heißt Major Mc O´Hearthnthnithchyson oder so. Und natürlich sieht er aus wie John Cleese). Es ist ein bescheidenes Ambiete, das gleichwohl vor Tradition trieft. Beindruckende Namenstafeln zeugen von großen, britischen Spielern, die sich hier in den vergangenen vier, fünf Jahrzehnten den Armyalltag mit Bestball- und Skinsmatches um den bescheidenen Sold Ihrer Majestät versüßt haben. Auch Spieler ohne Etikettekenntnis werden hier am Eingang ihren Rücken grade machen, mit einem "god save the queen"" das "morn´sir" des Bartenders im verrauchten Barbereich erwidern und zum ersten Abschlag schlendern.
Der Panzerfaktor: Man mag es kaum glauben, aber hier haben die Briten die Nase vorn. Während unseres Spiels sind schätzungsweise 40 Panzer am Platz vorbei gedonnert. Da kommt Munster - trotz der für diesen Wertungsbereich tollen Lage neben dem Panzerübungsgelände (das übrigens auch "Range" heißt") - nicht mit. Dort habe ich höchstens ein dutzend Panzer gezählt. Hier bügelt Hohne die Defizite im Platzvergleich aus.
Das Fazit: Auch in Lohheide/Hohne/Belsen/Bergen/Hannover gilt: Golf muss nicht teuer und schnöselig sein. Wer in Sachen "Armee-Unterarm-Tatoos" noch etwas dazu lernen will und Wert auf eine wirklich entspannte Golfrunde legt, ist hier richtig. Die Chips sind klasse, dazu empfehle ich auch in Zeiten von Vogelgrippe die Chickennuggets. Und als kleinen Tribut an die deutschen Gäste gibts sogar eine Currywurst.
Kontakt:Golfclub Hohne e.V. British Army Golf Club
29303 Lohheide
Homepage: Fehlanzeige.
Anfahrt: Nur mit Kompass.
Empfehlung: Rufen Sie vor einem Besuch die Nummer 05051-43930 an. Vielleicht sagt man ihnen, wie man auf den Platz findet. Wenn Sie es selber versuchen wollen, ein Tipp: Sobald Sie in der Nähe des Örtchens Belsen sind und Kettengerassel hören, ist es nicht mehr weit. Es gibt auch eine Ausschilderung.